Mehr als 80 Prozent benutzen hierzulande WhatsApp. Ich gehöre auch dazu. Gezwungenermaßen. Meine Verwandt- und Saufkumpelschaft ist dort unterwegs, versorgt mich mit witzigen Videos, mit eher mittelmäßig interessanten Links oder mit Neuigkeiten aus der Familie. Da macht man halt mit und denkt ansonsten nicht weiter nach.
Jetzt ändert WhatsApp seine Datenschutzrichtlinien, um nicht nur mit meinen Kontakten, sondern auch mit Facebook eine Verknüpfung herzustellen. Grund genug also, meinen Messenger-Gruppen einen Wechsel zu Signal, Threema oder Wire ans Herz zu legen. Sowas praktiziere ich mit trauriger Regelmäßigkeit schon seit gut sechs Jahren. Damals wurde WhatsApp von Facebook geschluckt. »Sollten wir unsere lustigen Videos und Familienbotschaften nicht lieber bei Threema austauschen?«, schlug ich seinerzeit artig vor. Die Antworten reichten von »mein iPhone ist schon voll« bis zur Frage, wie man denn mit »diesem Threema« whatsappen soll? Die meisten schwiegen allerdings einfach und dachten sich wohl: »Lass den Deppen doch reden.«
Auch spätere Versuche verpufften. Es passierte letztlich nichts. Wir sind immer noch bei WhatsApp. Wir versenden dort immer noch witzige Videos, semiinteressante Links und Neuigkeiten aus der Familie, und ich klicke inzwischen halt jedesmal die Aufforderung, den neuen Richtlinien zuzustimmen, weg.
Soll ich klein beigeben bevor sie mich ganz rauswerfen? Oder soll ich mich ein weiteres Mal an dieser Mauer des Schweigens abkaspern? Eines tröstet mich immerhin: Wenn es um WhatsApp geht, funktioniert sie, die Herdenimmunität.
Peter Viebig
Der Beitrag An der Verwandschaft abgeprallt erschien zuerst auf Magazin66.